Religionsfreiheit

Von den geschätzten 7,9 Millionen (Stand 2023) Einwohner_innen Laos gehören laut der letzten Volkszählung von 2015 insgesamt 64,7% dem buddhistischen und 1,7% dem christlichen Glauben an. 31,4% geben an, keine Religion zu haben, und die restlichen 2,2% folgen anderen Religionen. Der Theravada-Buddhismus ist die vorherrschende Religion der ethnischen Laoten, die 53,2% der Gesamtbevölkerung ausmachen.[1]

Die Verfassung gewährt in Artikel 43 “das Recht und die Freiheit, an eine Religion zu glauben oder nicht zu glauben” und besagt darüber hinaus, dass alle Bürger_innen vor dem Gesetz gleich sind, unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer ethnischen Gruppe. Dieses Recht wird jedoch durch Artikel 8 und 9 unspezifisch eingeschränkt. Demnach sind alle Handlungen verboten, „welche Spaltung und Diskriminierung unter ethnischen Gruppen befördern“ sowie zwischen „Religionen und Klassen von Menschen“. Diese Regelungen werden genutzt, um die staatliche Einmischung in die Angelegenheiten religiöser Gruppen zu rechtfertigen.[2]

Neben der Verfassung gibt es in Laos verschiedene Gesetze, die das Recht auf Privatsphäre, Meinungsfreiheit, Vereinigungsfreiheit und das Recht, sich friedlich zu versammeln, übermäßig einschränken.[3] Der Erlass 315 von 2016 befasst sich mit Regelungen zur Ausübung von religiösen Tätigkeiten und ersetzt eine bereits zuvor bestehende Verordnung. Das Innenministerium verfügt laut Dekret 315 über umfassende Befugnisse, jeglichen Aspekt des religiösen Lebens zu regeln.

Religiöse Gruppen müssen sich beim Innenministerium registrieren und für fast alle ihrer Aktivitäten im Vorfeld eine Erlaubnis des Ministeriums einholen. Darunter fallen die Gründung von Gemeinden in neuen Bezirken, die Veränderung bestehender Strukturen, der Bau von neuen Gebäuden zur Anbetung sowie die Organisation von religiösen Treffen. Außerdem müssen religiöse Gruppen dem Ministerium mindestens einmal im Jahr eine Übersicht all ihrer geplanten Aktivitäten vorlegen. Die öffentliche Ausübung des Glaubens wie beispielsweise religiöse Zeremonien außerhalb der genehmigten Stätten sind nach Artikel 12 ausdrücklich verboten. Auch müssen sie die Namen ihrer Führungspersonen den lokalen sowie den zentralen Stellen des Ministeriums melden, damit diese dort „studiert, geprüft und genehmigt“ werden können. Das Ministerium muss die Erlaubnis erteilen, wenn eine Gruppe in verschiedenen Provinzen aktiv sein möchte. Darüber hinaus gibt Artikel 5 (2) des Dekrets 315 der Regierung umfassende Befugnisse zur Überwachung der internen Führung und Doktrin religiöser Organisationen. Demnach obliegt es den Vertreter_innen des Ministeriums, zu entscheiden, ob religiöse Gruppen „im Einklang mit den tiefsten Prinzipien ihrer Religion, ihren religiösen Vorschriften und ihrer Lehre handeln“.[4]

Am stärksten von den Einschränkungen sind christliche Gruppen sowie die 48 ethnischen Minderheiten betroffen. In abgelegenen Dörfern tritt die fortwährende Diskriminierung am deutlichsten in Erscheinung. Übertritte zum Christentum rufen dort regelmäßig feindliche Reaktionen hervor, da Christen oft als ausländische Agenten des westlichen Imperialismus gesehen werden. Viele Christen gehören der ethnischen Minderheit der Hmong an, welche die US-Truppen während des Vietnamkrieges gegen kommunistische Kräfte unterstützt hatten.

Das im Dezember 2019 durch die Zentralregierung verabschiedete „Gesetz zur Evangelischen Kirche“ soll die Situation von Christen im Land verbessern. Das Gesetz erteilt Christen das Recht, Gottesdienste zu feiern, im ganzen Land zu predigen und in Beziehung und Kontakt mit Christen im Ausland zu stehen. In großen Städten wie Vientiane können Christen ihren Glauben relativ frei leben, aber in ländlichen Gebieten stellt sich ihre Lage weiterhin problematisch dar. Dort sind sie Diskriminierung und Verfolgung durch andere Laoten, oft mit Unterstützung der lokalen Behörden, ausgesetzt.[5] Dorfoberhäupter, religiöse und animistische Führer betrachten Christen häufig immer noch als Ärgernis für die Geister und als Unglücksbringer für die Gemeinschaft.

Laut Radio Free Asia hat die Verfolgung christlicher Glaubensgemeinschaften dramatisch zugenommen. RFA berichtete auch 2024 von Ausschreitungen gegenüber Christen in dörflichen Regionen.[6] Dorfbewohner und auch Behördenvertreter haben demnach wiederholt Hauskirchen abgerissen; es wurden auch Bibeln verbrannt. In einem Fall veranlassten Beamte des Ministeriums für öffentliche Sicherheit, dass das Gebäude wieder aufgebaut wird. Kirchgänger berichteten jedoch, dass sie von Nichtchristen weiterhin belästigt und eingeschüchtert werden. In den meisten Fällen haben solche Attacken kaum Konsequenzen für die Angreifer, da sie von der Polizei nicht bestraft werden.

Eine Delegation des Office of International Religious Freedom des US-Außenministeriums sowie der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF) legten in ihrem Bericht aus dem Jahr 2020 dar, dass es Hinweise auf eine Verbesserung der Religionsfreiheit im Land gibt.[7] Obwohl sich alle religiösen Organisationen laut Dekret 315 staatlich registrieren lassen müssten, werde diese Vorschrift nicht streng erzwungen. Dadurch werde es einigen nicht registrierten Gruppen ermöglicht zu existieren.

Auch wenn einiges darauf hindeutet, dass die Regierung durch den Erlass 315 und durch das Gesetz zur Evangelischen Kirche möglicherweise auf eine Stabilisierung der Beziehungen zu christlichen Gruppen hinarbeitet, sind etliche religiöse und ethnische Minderheiten besonders im ländlichen Raum weiterhin erheblichen Schikanen und Diskriminierungen ausgesetzt.

Stand März 2025
Genia Findeisen für die Kogruppe Vietnam / Laos

[1] US Departement of State: Report 2023 on religious freedom in Laos, https://www.state.gov/reports/2023-report-on-international-religious-freedom/laos/ , Zugriff am 13.03.2025
[2] USCIRF Country Update: Laos: May 2020, https://www.uscirf.gov/news-room/releases-statements/uscirf-releases-new-report-religious-freedom-conditions-laos , Zugriff am 13.03,2025
[3] Amnesty International: Laos – human rights denied (2020), https://www.amnesty.org/en/wp-content/uploads/2021/05/ASA2610242019ENGLISH.pdf , Zugriff am 13.03.2025
[4] U.S. Commission on International Religious Freedom (USCIRF): Laos Factsheet Decree 315, https://www.uscirf.gov/publication/laos-decree-315-factsheet ,Zugriff am 13.03.2025
[5] Asia News: Laos to raise awareness about new law protecting Christian minority,  https://www.asianews.it/news-en/Laos-to-raise-awareness-about-new-law-protecting-Christian-minority-51172.html, Zugriff am 13.03.2025
[6] RFA: Lao house church reopens after being attacked, https://www.rfa.org/english/news/laos/church-02292024160116.html, Zugriff am 13.03.2025
[7] USCIRF, a.a.O.

Vollständiges Kurzdossier Laos

21. März 2025